Von Adrian Wain
Die Medizintechnikbranche gilt seit Jahren als unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitssysteme – sowohl in den USA als auch international. Sie stellt medizinische Produkte und Geräte bereit, die zur Diagnose und Behandlung unterschiedlichster Krankheitsbilder eingesetzt werden. Der positive Einfluss der Branche auf die Gesundheitsversorgung wächst dank neuer Technologien wie Robotik, künstliche Intelligenz und Wearables, die für eine schnellere und genauere medizinische Behandlung sorgen und so die Behandlungsergebnisse insgesamt verbessern.
Doch diese positiven Entwicklungen haben ihren Preis. Laut Weltwirtschaftsforum verursachen die Gesundheitssysteme der meisten Industrieländer durchschnittlich 10 % der gesamten CO2-Emissionen, mehr als die Luftfahrt- oder Schifffahrtsindustrie. Laut einer anderen Studie wäre das globale Gesundheitswesen, wenn es ein Land wäre, der fünftgrößte Emittent von Treibhausgasen weltweit.
Die gute Nachricht: Medizintechnikunternehmen können auch künftig innovative Technologien und Systeme für den Gesundheitsmarkt entwickeln und dabei gleichzeitig zentrale Themen angehen, die alle ihre Stakeholder betreffen. Durch die Integration von ESG-Aspekten über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg können Medizintechnikunternehmen beiden wichtigen Themen gerecht werden und gleichzeitig positive Auswirkungen auf die Geschäftsergebnisse und die Zufriedenheit der Stakeholder erzielen.
ESG: Ein Überblick
ESG-Grundsätze und -Maßnahmen haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem zentralen Bestandteil bei der Planung und Umsetzung globaler Unternehmensstrategien entwickelt. Ein zentraler Treiber für ESG sind zweifellos die nationalen Berichtspflichten und regulatorischen Anforderungen, etwa die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) und bundesstaatliche Regelungen in den USA, wie zum Beispiel die Offenlegungspflichten von Treibhausgasemissionen in Kalifornien im Rahmen des Climate Corporate Data Accountability Act.
Gleichzeitig sehen viele Unternehmen und Konzerne die Integration von ESG-Grundsätzen in ihre Abläufe als entscheidenden Wettbewerbsvorteil, um sich in einem immer stärker umkämpften Markt zu behaupten. Neben der Einhaltung der geltenden Vorschriften und Anforderungen werden zukunftsorientierte Unternehmen, die ESG-Initiativen integrieren, mit großer Wahrscheinlichkeit sowohl bei Investoren als auch bei umweltbewussten Kunden und Konsumenten auf mehr Zustimmung stoßen. Das verschafft ihnen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf dem internationalen Markt.
Warum ESG-Management und -Berichterstattung in der Medizintechnikbranche eine wichtige Rolle spielen
Bis vor Kurzem hinkte die Medizintechnikbranche anderen Branchen bei der Umsetzung von ESG-Praktiken hinterher. Doch dieser Trend wandelt sich: Immer mehr Unternehmen sehen in ESG nicht nur eine regulatorische Pflicht, sondern einen strategischen Vorteil, der ihre Innovationskraft und ihr Engagement für sichere, innovative Lösungen am Markt unterstreicht.
Zum Beispiel vergeben laut der Unternehmensberatung McKinsey & Company viele Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen einen zunehmend größeren Anteil ihrer Beschaffungsbudgets für medizinische Geräte und Materialien an Medizintechnikunternehmen, die ESG-Praktiken in ihre Geschäftstätigkeit integriert haben. Ein eigenständiger Bericht von Bain & Company kommt zu dem Ergebnis, dass über 70 % von 120 Entscheidungsträgern in der Medizintechnikbranche im asiatisch-pazifischen Raum gezielt bei Unternehmen einkaufen wollen, die ESG-Praktiken eingeführt haben.
Nach Angaben von McKinsey halten ESG-orientierte Investmentfonds einen Anteil von bis zu 12 % an den ausstehenden Aktien der 30 größten Medizintechnikunternehmen weltweit. Der Bericht von Bain zeigt: Weltweit beziehen über 80 % der Asset Manager ESG-Aspekte in ihre Investitionsentscheidungen und -prozesse ein, dabei gehen 60 % davon aus, dass ESG innerhalb der nächsten fünf Jahre zur Branchenpraxis wird. Diese Trends spiegeln das Vertrauen der Investoren in den langfristigen Unternehmenswert von Medizintechnikunternehmen wider, die ESG-Praktiken in ihre Geschäftstätigkeit integriert haben.
Medizintechnikunternehmen, die ESG-Prinzipien integrieren, verschaffen sich zudem einen strategischen Vorteil im fortwährenden Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Laut McKinsey spielen für 58 % der Arbeitnehmer in den USA das Engagement eines Unternehmens für Umwelt- und soziale Belange eine wichtige Rolle bei der Bewertung aktueller und zukünftiger Beschäftigungsmöglichkeiten. Die von Bain zusammengefassten Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass rund 70 % der Arbeitnehmer „eher“ oder „viel eher“ bereit wären, für ein Unternehmen zu arbeiten, das sich aktiv für die Reduzierung von Treibhausgasemissionen einsetzt.
Diese und weitere Erkenntnisse verdeutlichen den potenziellen langfristigen Mehrwert, den Medizintechnikunternehmen erzielen können, wenn sie ESG-Praktiken in ihre Geschäftsabläufe integrieren. Kunden, Investoren, Arbeitnehmer und andere Stakeholder sehen ESG als eine zentrale strategische Verpflichtung für die Medizintechnikbranche. ESG fördert nicht nur globale Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Governance-Ziele, sondern eröffnet zugleich Chancen zur langfristigen Steigerung des wirtschaftlichen Mehrwerts.
Verbesserung des ESG-Managements entlang Ihres Produktlebenszyklus
ESG-unterstützende Maßnahmen in der Medizintechnikbranche erstrecken sich über fast alle Phasen des Produktlebenszyklus, von der anfänglichen Entwicklung der Systeme und Geräte bis hin zum Ende der Lebensdauer. Medizintechnikunternehmen können die folgenden Schritte unternehmen, um ESG-Praktiken erfolgreich in ihre Produktentwicklungsprozesse und Abläufe zu integrieren:
- Berücksichtigung von ESG-Aspekten in der Produktforschungs- und -entwicklungsphase: Laut dem bereits zitierten Bericht von McKinsey werden bis zu 80 % des Ressourcenverbrauchs eines Produkts in der Forschungs- und Entwicklungsphase (F&E) festgelegt. Eine frühzeitige Bewertung der vorgesehenen Geräte und Verpackungen aus umweltrelevanter Sicht kann Emissionen deutlich reduzieren und die Recyclingfähigkeit der Geräte erhöhen.
- Lösung von Abfall- und Recyclingproblemen: Ebenso kann die Verwendung von recyceltem Kunststoff aus Verbraucherabfällen in Medizinprodukten der Klasse 1 und Klasse 2 sowie in der Produktverpackung dazu beitragen, die Umweltbelastung durch medizinische Abfälle zu minimieren. Zudem arbeiten viele Medizintechnikunternehmen mit Drittanbietern zusammen, die Programme ins Leben gerufen haben, bei denen recycelte medizinische Abfälle zur Produktion anderer Produkte wie Kunststoffholz verwendet werden.
- Entwicklung robuster Berichtssysteme: Um die Einhaltung der regulatorischen Berichtspflichten in der EU und anderen Rechtsgebieten nachzuweisen, ist eine zeitnahe Erfassung und Offenlegung von ESG-bezogenen Daten erforderlich. Speziell konzipierte Systeme zur präzisen Erfassung und Dokumentation wichtiger ESG-Daten ermöglichen die Bereitstellung der für die Einhaltung der Berichtspflichten notwendigen Nachweise.
- Veränderung der bestehenden Geschäftsmodelle: Abschließend sollten Medizintechnikunternehmen ihre bisherigen Erfolgsmodelle überdenken und neu bewerten und den Fokus stärker auf nachhaltige und stakeholderorientierte Wertschöpfung legen. Werden ESG-Prinzipien als zentrale Grundlage in die Unternehmensstrategie integriert, kann die Medizintechnikbranche nicht nur innovative und nachhaltigere Technologien entwickeln, sondern zugleich einen positiven Wandel für alle Stakeholder anstoßen.
UL Solutions – Ihr Partner für effektives ESG-Management
Mit seinen ESG-Beratungsdienstleistungen unterstützt UL Solutions Medizintechnikunternehmen dabei, ein effektives ESG-Management aufzubauen und erfolgreich umzusetzen. Unsere ESG-Experten arbeiten eng mit Ihnen und Ihren Stakeholdern zusammen, um die für Ihr Unternehmen zentralen ESG-Themen zu identifizieren. Im nächsten Schritt definieren wir ESG-Berichtsmethoden und -Abläufe, um die Auswirkungen von Entwicklungs- und Prozessänderungen auf diese Faktoren wirksam messen zu können.
Durch die Verifizierung von ESG-Daten wie Treibhausgasemissionen können Medizintechnikunternehmen das Vertrauen von Stakeholdern in die Datenqualität und Kontrollsysteme gezielt fördern.
Mit unseren Validierungen der Konzepte „Zero Waste to Landfill“ und „Landfill Waste Diversion“ zeichnen wir Unternehmen aus, die ihre Abfälle verantwortungsvoll und innovativ managen, etwa durch Energiegewinnung mittels Verbrennung, Wiederverwendung, Recycling oder Kompostierung. Jede Validierung ist eindeutig definiert und umfassend geprüft, damit Unternehmen und ihre Kunden den ökologischen Wert eines solchen Erfolgs klar erkennen können.
Mit unserer unabhängigen Verifizierung des Product Carbon Footprint und der CO2-Reduktion unterstützen wir Medizintechnikunternehmen dabei, ihr Engagement für den Klimaschutz nachzuweisen, Ziele zu setzen und einen Plan zur CO2-Reduktion zu entwickeln. Mit dem Product Carbon Footprint lassen sich die Treibhausgasemissionen eines Produktes entlang seines gesamten Lebenszyklus messen, von der Materialbeschaffung bis zum Ende der Lebensdauer.
Für ein erfolgreiches ESG-Management ist die Erfassung und Berichterstattung von Leistungskennzahlen entscheidend. Mit der ESG-Datenmanagement-Software aus dem ULTRUS™-Portfolio bietet UL Solutions eine moderne, digitale Plattform, die Unternehmen bei der Erfassung und Verwaltung von ESG-Daten unterstützt, damit sie ihre regulatorischen Berichtspflichten erfüllen können.
Mit über 20 Jahren Erfahrung in ESG-Messung, Implementierung von Standards und praxisorientierter Prozessentwicklung ist UL Solutions Ihr idealer Partner, um ESG-Herausforderungen souverän zu meistern.
UL Solutions unterstützt die gesamte Medizinproduktebranche mit einem breit gefächerten Angebot an Services und Lösungen. Dazu gehören Zertifizierungen, Tätigkeiten als Benannte Stelle sowie Beratungsleistungen. Zur Erkennung, Vermeidung und Handhabung potenzieller Interessenkonflikte und zum Schutz unserer Marke und der Marken unserer Kunden haben wir Verfahren eingeführt, mit denen wir die Unparteilichkeit sicherstellen.
Über den Autor
Adrian Wain ist seit zehn Jahren bei UL Solutions tätig und ein erfahrener Experte im ESG-Management. Er begleitet Unternehmen auf dem Weg zu einer genaueren und aussagekräftigeren ESG-Berichterstattung. Durch seine umfassende Mitwirkung an der Entwicklung von Standards und Programmen bei UL Solutions setzt Adrian Wain einen wissenschaftlich fundierten und pragmatischen Ansatz ein, um die ESG-Transparenz für Kunden gezielt zu stärken.
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